Der Zeitgeist der Prohibition #2 – (V-)erklärungen

Beschäftigt man sich mit dem Zeitgeist der Cannabis-Prohibition in den USA, so ergeben sich unterschiedlichste Erklärungsansätze für das Verbot. Der naivste Ansatz wäre der, dass das Cannabisverbot eine angemessene Reaktion auf die Gefahren von Cannabis für die Bevölkerung darstellte. Dem stehen diametral Theorien gegenüber, die eine Verschwörung der mit Hanf konkurrierenden Wirtschaft (Baumwolle, Holz & Papier, Chemie, Pharmazie) und der geheimen Weltregierung (Bilderberger etc.) annehmen. Die Motivation dieser Kräfte hätte nichts mit echten oder vermeintlichen Problemen mit oder wegen Cannabis zu tun, sondern wären rein egoistisch-wirtschaftliche. Einige Crackpots würde ihnen zudem unterstellen, sie würden mit dem Verbot von Drogen wie Cannabis und LSD das Gute im Menschen bekämpfen wollen, das durch den Einsatz dieser Drogen begünstigt wird. Ein nicht kleiner Teil dieses Theoriegebäudes ist eine irrationale Verschwörungsideologie, beruht also auf diffusen Feindbildern, monokausalen Erklärungsmuster, unzulässigen Vereinfachungen und ist nicht durch empirische Untersuchungen falsifizierbar. Solche unwissenschaftlichen Ansätze sind das Gegenteil einer Erklärung, sie vernebeln die Sicht auf die Welt anstatt Antworten zu liefern.

Selbstverständlich gibt es Verschwörungen, es gibt geheime, nicht-öffentliche und informelle Absprachen zwischen Menschen mit wirtschaftlicher und politischer Macht zugunsten ihres eigenen gemeinsamen Vorteils oder zugunsten ihrer Ideologie. Natürlich spielen wirtschaftliche Interesse in der Politik eine Rolle, das ist hier nicht der Punkt.

Entscheidend ist die Herangehensweise um Antworten und Erklärungen zu finden. Es reicht nicht aus auf einem Stammtischniveau „das ist doch logisch“ Mutmaßungen aneinanderzureihen. Jede Theorie, die die Fragen wie „Warum wurde und blieb Cannabis verboten?“ beantworten soll, muss mit empirischen Beobachtungen belegbar oder falsifizierbar sein. Es wird auch nie die eine Erklärung geben, da politische Entscheidungen nie monokausal zustande kommen.